Farben, kostbar wie Gold
Rein, unverfälscht, sich vordrängend, ohne anmaßend zu sein – du bist der Mantel der Frauen, die Schale auf dem Gemälde, das Horizontblau des Sommers – Ultramarin. Strahlst in der Welle des Meeres, ziehst mich nach Draußen, ins Helle, ins Lichte. Wenn dein Leuchten mich trifft, verstummen Rot und Gelb mit einem Mal, als wären sie nie dagewesen.
Was bedeutet dein Name, Ultramarin?
Ultra, das steht für Intensität, für extrem und den äußersten Rand. Gebändigt wird der Ausdruck durch das Wort marin, das sich aus dem Lateinischen herleitet marin(e) = zum Meer gehörend. Ultramarin heißt nicht deshalb so, weil es so blau wie das Meer ist, sondern weil diese Farbpigmente früher über das Meer transportiert wurden. Es hätte also auch ein Rot sein können, das diesen Namen verdient. Was für ein abwegiger Gedanke!
Vibrierender Farbmuskel
Wenn ich an Ultramarin denke, dann ist es stets die reine, strahlende und keineswegs wankelmütige oder changierende Farbfläche, sie ist eindeutig – weder ins Rötliche noch ins Grünliche fallend. So wie von Yves Klein 1957 als International Klein Blue (IKB) ins Patentregister eingetragen. Sein besonderes Ultramarin beeindruckte so sehr, dass er es als reine Farbfläche auf die Leinwand brachte und ins Museum hängen ließ. Auf einer weißen Wand wirkte und wirkt es tatsächlich wie ein vibrierender Farbmuskel.
Blaues Gold
Es erinnert an den Lapislazuli, aus dem das „echte“ Ultramarin gewonnen wurde, feinst vermahlen, so teuer wie Gold. Mittlerweile hat man Methoden ersonnen, die es auch uns ermöglichen, eine Tube Ultramarinblau zu erstehen, ohne unser Konto furchtbar zu strapazieren. Aber es hat nichts verloren von seinem Zauber, seiner Strahlkraft, seiner Magie. Konkurrenzlos behauptet es seinen Platz im Malkasten. Und lässt uns immer wieder an die Unendlichkeit des Meeres und an die Tiefe unserer Sehnsüchte denken.
Darf doch ein Quentchen Rot oder Grün in der Farbe Ultramarin sein?
Man sollte es nicht glauben, Ultramarin existiert auch in anderen Tönen, etwa in Ultramarinviolett. So liest man bei Wikipedia: „Im erweiterten Sinne deckt der Farbton Ultramarin also den gesamten Bereich von einem Grünblau über ein sattes Blau bis zu einem dunklen Rosa ab.“ Das du unten erkennen kannst, ist das synthetische Ultramarin-Pigment um einiges farbintensiver und „schreiender“ als das natürliche.
„Es ist die Doppelnatur der Farbe, die einerseits als matter Puder stoffliche und haptische Qualität besitzt, doch nach längerer Betrachtung das Materielle in sein Gegenteil auflöst und in unergründliche Tiefe entrückt. Ein solcher Transformationsvorgang bewirkt die Transzendierung dieser Farbe und erklärt ihre Magie.” (aus Gercke 1990, S. 426)
Lust aufs Malen mit Ultramarinblau bekommen?
Stay creative, wherever you are 😉
Alles Liebe, Dodo