Rosa: Pompadours Liebling

Man sieht ein Näpfchen vol Krepplack-Rosa von Schmincke und einen Testfleck der Aquarellfarbe für Creative Club Krapplack-Rosa von Schmincke

Nicht jedermanns Darling

Kaum eine Farbe ist so umstritten, die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Ich mag sie einfach. Die so oft als kindisch angefeindete Farbe verbreitet eine äußerst diplomatische Atmosphäre voll Wärme und Heiterkeit. Die Künstler jedenfalls haben keine Angst vor ihr. Wer waren und sind die Mutigen? Wir sehen das an Kunstwerken vom rosapastelligen Sinnlichkeits-Triumph, der Venus von Botticelli oder der rosa Phase von Picasso bis zu den graphischen Plakatbildern von Alex Katz. Allesamt männliche Künstler, die sich voller Hingabe auf den Einsatz von Rosa konzentriert haben. Von wegen kindisch oder kitschig.

Harmonie über alles – die rosa Welle

Rosa will Harmonie. Wer sich darauf nicht einlassen will oder kann, wird schnell von Aggressionen geplagt und erträgt deren Anblick kaum. „Diese Welt kann sehr verführerisch sein. Wer vor Rosa Angst hat, der hat vielleicht Angst, sich in Verführung hineinzuwagen. Denn Verführung, Rosa, heißt auch: Kontrollverlust. Andererseits steckt ja in der Verführung auch die Chance für das ganz große Glück“, meint Sabine Rennefanz in einem Artikel der Zeit und ich denke, deshalb hat Rosa soviel Gegner und polarisiert so stark.

Doch sobald man den Kirschblütenzweig zu kolorieren beginnt, wird keiner mehr gegen die Rosa-Verwendung aufmucken und aufbegehren, sondern nur mehr still nicken und sich dreinfügen. Die Natur ist mächtiger als jede Koketterie und jedes intellektuelle Geplänkel – schau sie dir an, die Kirschblüte und du wirst die zarte aber unbeugsame Kraft der Stille und der Farbe Rosa erkennen, ja, direkt erfühlen.

Ein Blick zurück – die Historie der Farbe Rosa

Es war nicht immer eine Mädchenfarbe, lange Zeit war sie für kleine Buben reserviert, denn man sah in ihr ein Kind der männlich belegten Farbe Rot. Erst nach 1945 avancierte das Blau zur männlichen Baby-Farbe und so blieb für die weiblichen Babys nur mehr das Rosa übrig. Heute noch assoziieren die meisten Männer mit Rosa Dinge wie Naivität, Weichheit, Weiblichkeit und Romantik. Wir Maler und Zeichner lieben das Rosa etwa als Krapplack-Rosa für watteweiche Blumenaquarelle und lichtvolle Landschaftsbilder.

Vernarrt in Rosa

In Europa konnte man sich erst Mitte des 18. Jahrhunderts an dem uns bekannten Rosa erfreuen. Das Pompadour-Rosa eroberte die Herzen im Sturm. Die Mätresse des Königs Ludwig, des XV, die sagenumwobene Madame de Pompadour war regelrecht vernarrt in bunte Farben. Heute wäre sie gewiss die bekannteste Influencerin Europas. Das neue Rosa, eine unerhört komplizierte Mischung aus Glas und Goldstückchen, aufgelöst in Königswasser, wurde sofort berühmt und zur Lieblingsfarbe der Pompadour.

Digital goes pink

Im Rokoko feierte das Rosa seine absolute Glanzzeit. Die Himmel der Kirchendecken zierten rosa Wolken, das Gewand der feinen Damen und vor allem Herren (!) glänzte und schimmerte in dieser für uns heute so femininen Farblichkeit. Rosa war en vogue. Aufgrund der Färbemethoden gab es noch kein richtiges Pink, wie wir es heute kennen. So wie rosa sich von der Rose ableitet, kommt auch der Name Pink von einer Blume, der Nelke – er bedeutet soviel wie ausgezackt. Sehr passend zu diesem Farbton, der etwas Heftiges, Schrilles an sich hat und daher weit besser in die digital world passt. Aber gerade deshalb ist es gut, dem Knalliges ab und zu etwas Zartes, Süßes, Friedliches entgegenzusetzen.

Happy Rosa!

🙂