Acrylmalerei: Wie malt man Berglandschaften?

Du siehst das Coverfoto zum Blogartikel, das eine mit Acrylfarben gemalte Berglandschaft zeigt Hier erfährst du, wie du diese Berglandschaft malen kannst...

Berglandschaften – Balsam für die Seele

Gebirge malen kann ungeheuer beruhigend auf uns wirken – und das aus gutem Grund. Die majestätische Schönheit von Berglandschaften zu betrachten, ist an sich schon ein spirituelles Erlebnis. Aber wenn du beginnst, sie auf Leinwand oder Papier zu bannen, kannst du eine tiefere Verbindung zu diesen prächtigen Landschaften aufbauen. Die sanften Farbverläufe und die texturierten Felsen zu malen, kann deinem Geist eine dringend benötigte Pause von der Hektik des Alltags geben. 

Welche Farben eignen sich für das Malen von Berglandschaften?

Wenn es um die Acrylmalerei geht, gibt es eine Vielzahl von Farben, die du verwenden kannst, um die perfekten Berge zu malen. Für einen realistischen Effekt solltest du verschiedene Blautöne für den Himmel, Grautöne für die Felsen und Schneeflächen sowie Grüntöne für die Vegetation verwenden. Du kannst auch mit Braun- und Beigetönen experimentieren, um die verschiedenen Farben der Berge und Felsen zu erfassen. Aber denk daran, dass weniger manchmal mehr ist und es oft besser ist, mit einer begrenzten Farbpalette zu arbeiten, um eine einheitliche und harmonische Landschaft zu schaffen. Ich habe bei diesem Bergpanorama absichtlich kein Himmelblau ins Spiel gebracht und nur mit einer ganz kleinen Farbpalette gearbeitet: ein helles Gelb, gebrochen mit Zinkweiß, zwei unterschiedliche Grautöne, das fabelhafte Van-Dyck-Braun (von Schmincke), natürlich Siena gebrannt, Siena Natur und Ocker, sowie Umbra gebrannt.

Nur zur Info: Alle Produkt-Tipps in diesem Artikel sind keine Werbung – ich kaufe alle Produkte selbst.

Schritt 1: Leinwand grundieren

Schütze deinen Tisch mit einem Malervlies oder Plastik, denn es wird feucht werden! 😉 Natürlich sind die meisten Leinwände, die man kaufen kann, bereits vorgrundiert. Allerdings in einer oft nicht besonders guten Qualität. Daher grundiere ich meine Leinwände immer ein zweites Mal, am liebsten mit weißem Gesso. Ich habe eine Henry-Leinwand vom Bösner aus Baumwolle, die ist etwas kostspieliger, aber hervorragend. Verwende einen breiten Pinsel, etwa 6 bis 8 cm breit, du siehst ihn auf dem unteren Bild.

Leinwand Henry
80 x 100 cm ist ein gutes Format für eine Berglandschaft
Gesso
Gesso von Guardi

Schritt 2: Himmel malen

Nach dem Grundieren kannst du auch schon loslegen. Du kannst dir ein Foto einer Berglandschaft als Vorlage nehmen oder du machst es wie ich und malst aus der Erinnerung. Wenn ich mit den ersten Pinselstrichen beginne, weiß ich noch nicht, was hier genau entstehen wird. Ich liebe es, wenn der Weg im Gehen entsteht und ich vom Ergebnis überrascht werde. Lass dich vom Zufall führen.

Ich habe für den Himmel zuallererst eine Mischung aus lichtem Ocker, Siena Natur und Zinkweiß aufgetragen und diese Schicht trocknen lassen. Dann für die Berge eine Schicht von dem wunderbaren Van-Dyck-Braun der Firma Schmincke auftragen. (In diesem Fall ist die Herkunft wichtig, denn Van-Dyck-Braun von anderen Firmen sind von ganz anderem Ton und Viskosität.) Manchmal ist es klug, die gesamt Leinwand mit diesem Braun zu grundieren, die hellen Farben wirken darauf etwas tiefer und lebendiger. Teste es selbst aus. Ich ziehe also das Braun bis weit über die Hälfte der Leinwand und arbeite mit einem breiten, etwa 8 cm, Haarpinsel. Er soll so weich wie möglich sein und auf keinen Fall Haare verlieren. Hier siehst du eine Auswahl meiner verwendeten Pinsel:

Pinsel
Die grünstieligen Pinsel sind perfekt: nicht zu teuer und butterweich.

Schritt 3: Berglandschaft anlegen

Du malst die ersten Bergketten mit einer Mischung aus Van-Duck-Braun, Grau, Siena Natur und Zinkweiß. Arbeite großzügig, harmonisch, mit fließenden Bewegungen. Lass dich tragen von den Farben und Formen der Natur. Auf dem Foto unten siehst du, dass ich nicht wußte, in welcher Höhe die Bergketten sein werden. Dies entsteht alles erst im Malprozess selbst.

Berglandschaft Acryl
Berglandschaft – Zwischenschritt
Kunststoff-Palette
Meine Palette

Schritt 4: Flüssige Farbe auftragen

Solange die Farbe noch feucht ist, kannst du tolle malerische Akzente mit sehr flüssiger Acrylfarbe setzen. Etwa wie hier in der Bildmitte (Foto oben) die weiß hingespritzte Farbe. Du verdünnst weiße Acrylfarbe in einem Schälchen mit Wasser, sodass sie die Konsistenz von Schlagobers annimmt. Dann gießt du diese Flüssigkeit auf deine noch feuchte Farbschicht. Jetzt kannst du durch Kippen der Leinwand den Fluß der Farbe beeinflussen – halb Kontrolle, halb Geschehenlassen. In meinem Gemälde nahm die weiße Farbe die Formen von Schnee oder Wasser an…es entstehen wundersame Strukturen, die du in dieser Art gar nicht richtig malen könntest. Lass den Zauber wirken!

Gefäße Acrylfarben
Rechts mein Gefäß zum Anrühren der weißen „Schüttfarbe“

Schritt 5: Spachteln für raue Strukturen

Mit kleinen Spachteln aus Plastik oder Metall kannst du das Bergmassiv gut bearbeiten. Die Spachtel lässt eckige Strukturen entstehen, die besser zu Berglandschaften passen, als es der Pinsel schafft.

mit der Spachtel arbeiten
Hier siehst du den Plastik-Spatel, den ich verwende

Schritt 6: Berglandschaften lieben Bitumen

Einen ganz besonderen Effekt erzielst du mit Bitumen-Flüssigkeit. Diese wird eigentlich beim Kupferdruck verwendet (oder beim Asphaltieren) und ist nicht bekömmlich für deine Lungen. Also unbedingt draußen an frischer Luft damit arbeiten. Unter Charbonnel gibt es das bei Bösner. Du gießt die braunglänzende Flüssigkeit vorsichtig (!) auf die noch feuchte Farbfläche und sie verfließt in schönen, klar abgegrenzten Mäandern (siehe Foto unten). Damit kannst du herrliche Effekte erzielen, die deinen Bildern ganz mysteriöse, wunderbare Anmutungen verleihen.

Bitumen als Effekt
Das Bitumen läuft über den Rand ab
Bitumen trocken
Die getrocknete Bitumen-Schicht

Schritt 7: Schnee auf der Berglandschaft

Das Licht kommt von links oben, daher setze ich die Schneefelder in meiner Berglandschaft auf die linke Seite. Aber nicht nur, denn sonst würde es zu eintönig wirken. Wie du auf dem unteren Foto erkennen kannst, ist beim zweiten Berg auch die lichtabgewandte Seite mit Schnee bedeckt, nur etwas weniger hell. Den Schnee erzeugst du am besten wieder mit der Spachtel und einem rasant gesetzten Strich.

Detail

Schritt 8: Berglandschaft genauer definieren

Jetzt wird die Gipfellinie deutlicher definiert und der Himmel mit ein paar vorbeiziehenden Wolken in hellem Weiß und Grau lebendiger gestaltet. Noch gefallen mir die Wolken nicht, sie brauchen mehr Dynamik. Aber wie?

Zwischenschritt
Der Himmel ist zu statisch

Ein paar graue Federwolken, die von links unten nach rechts oben ziehen, entfesseln etwas mehr Dynamik im Bild. Zusätzlich gebe ich dem Himmel noch einen Hauch Pfirsichfarbe links oben. Das führt zu mehr Lebendigkeit und Frische (Foto unten).

Dann kannst du einige Partien der Berglandschaft mit einer Pastellkreide wieder aufhellen, bzw. wieder abdunkeln. Ich habe gelbe Kreide für die Täler verwendet. Sie lässt sich herrlich auf der dunkleren, trockenen Farbe verreiben und erzeugt eine sanfte, granulierende Textur. Versuche, Asymmetrien zu vermeiden und schau die Fotos von Berglandschaften an: wo sind die Schatten? Wo verlaufen Bergketten? Wo sind Falllinien? Wege? Selten ist etwas in der Natur gleichmäßig, meistens gibt es schroffe Kanten. Ganz unten rechts (auf dem unteren Foto) siehst du, wie ich mit dunkler Kreide auf das dunkle Van-Dyck-Braun eine alligatorähnliche Struktur auftrage, und diese mit heller Kreide zum Leben bringe. Da du die Kreide, wenn dir die Struktur nicht gelingt, wieder mit einem Tuch wegwischen kannst, bist du völlig frei und kannst ohne Sorge alles mögliche ausprobieren. Es kann nichts passieren!

Himmel-Detail
Zarte Farbkorrekturen am Himmel

Hier sind ein paar wichtige Punkte, auf die du beim Malen von Bergen achten solltest:

  1. Perspektive: Berge sind oft in der Ferne und in der Höhe, daher ist es wichtig, die Perspektive richtig zu wählen, um die Größe und die Dimensionen richtig darzustellen. Verwende auch Farbe, um die Illusion von Entfernung zu erzeugen. Berge, die weiter weg sind, sollten blasser sein und einen bläulichen Schimmer haben, während Berge, die näher bei dir sind, kräftiger und farbenfroher sein können.
  2. Schattierungen: Verwende verschiedene Schattierungen von Farben, um die Details der Felsen und Schneeflächen zu betonen und ihnen Tiefe zu verleihen. Verwende für die Schattierungen oft Grautöne oder schlammige, dunkle Farben.
  3. Licht: Berge werfen Schatten und reflektieren das Licht, daher solltest du darauf achten, wo das Licht herkommt und wie es auf die verschiedenen Teile der Landschaft fällt.
  4. Struktur: Berge haben eine raue, unebene Struktur, die du durch die Verwendung von verschiedenen Pinselstrichen und Texturen darstellen kannst.
  5. Kontrast: Spiele mit Kontrasten und stelle sicher, dass die Schattenbereiche und die beleuchteten Bereiche deutlich voneinander abgesetzt sind, um die Berge realistischer zu gestalten.
  6. Farbwahl: Wähle sorgfältig deine Farben aus, um die verschiedenen Farbtöne der Berge und des Himmels zu erfassen.
  7. Details: Füge kleine Details hinzu, wie Schnee auf den Gipfeln oder kleine Bäume und Sträucher auf den Hängen, um deine Landschaft lebendiger und realistischer zu gestalten.

Indem du auf diese wichtigen Punkte achtest und ein wenig Kreativität einbringst, wirst du in der Lage sein, erstaunliche Bergpanoramen zu schaffen, die dem Betrachter den Atem rauben werden!