Aquarell: Der unwiderstehliche Charme des Wunderbaums

Der Wunderbaum Aquarell von Dodo Kresse

Minimalistisches Winterbild

Ich hab’s wieder getan! Im November besuchte ich eine Weiterbildung in Aquarelltechniken bei dem in Stuttgart lebenden Ukrainer Lev Kaplan. Er ist Illustrator und hat wunderbare Bücher gezeichnet, zumeist mit Leuchttürmen und Mäusen. Hier kannst du seine Illustrationen auf seiner Website anschauen. Das Thema hieß „Minimalistische Winterbilder“ und damit kam ich sofort in Resonanz. Ich entschied mich als erstes für eine einfache Schneelandschaft mit einem einsamen Baum. Der Winterliche Wunderbaum sollte so einfach wie möglich werden. Und obwohl ich gefühlte tausend Farben im Köfferchen dabeihatte, waren es wieder Ultramarinblau und Siena gebrannt, die in die Farbmischtasse kamen. Das Dreamteam hat sich durchgesetzt – wie meistens.

Mit diesen beiden Farben kann man einfach nichts falsch machen, sie passen immer und überall…

Meine Farbpalette
Reichlich Platz für Farborgien – und gut geeignet für meinen Wunderbaum
Baum im Schnee
So sah die Vorlage für das minimalistisch Winterbild aus, die Lev Kaplan mitgebracht hatte.
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Erste Schritte zum Wunderbaum

Ich habe das gewohnte Ingres-Papier einmal links liegen gelassen und verwendete diesmal ein 300gr. Fabriano Aquarellpapier mit etwas rauerer Oberfläche für den Wunderbaum. Nicht reinweiß, aber auch nicht zu getönt. Es ist eine Art Mittelton. Ich wollte kein zu cremefarbenes Papier, damit der Schnee nicht „gelblich“ wird. Das Papier gibt es in großen Bögen, die ich in der Hälfte teilte. Es war eine interessante Erfahrung, das Papier auf beiden Seiten mit viel Wasser und einem großen Pinsel einzustreichen. Das nasse Blatt liegt dann auf einem Plastiktablett auf. (Im Architekturbedarf gekauft und an den Kanten und der Oberfläche etwas angeschliffen.) Durch diese beidseitige Nässung bleibt das Papier weitestgehend plan auf dem Plastik liegen und wellt sich „nur ein bisschen“. Ich arbeite ja immer mit viel Wasser. Wie du sehen kannst, habe ich es nicht einmal mit Tesakrepp an den Seiten angeklebt. Würde auch nicht funktionieren, weil es ja durch und durch nass ist.

Ultramarinblau und Siena gebrannt Schneelandschaft als Hintergrund für den Wunderbaum
Der Hintergrund für den Wunderbaum ist angelegt…

Auf das quatschnasse Papier wird die Farbe aufgetragen. Die Ultramarin-Siena-Mischung streiche ich ganz behutsam und schnell auf das Blatt auf. Vorher suche ich die Mitte des Blattes und gehe entweder leicht darüber oder darunter, um zu vermeiden, dass der Horizont zu „mittelmäßig“ zu liegen kommt. Je nachdem, ob du mehr Himmel oder mehr Landschaft willst, wählst du die Horizont-Linie.

Zwischen Himmel und Erde

Achte darauf, mit dem Pinsel keine allzu gerade Linie zu ziehen. Ich male zuerst den Himmel mit dem Dreamteam, wobei hier mehr Blau in der Mischschale ist. Für die Bäume darf wieder mehr vom Siena gebrannt dazukommen, um das Erdige zu betonen. Male den Himmel in raschen Strichen und ohne viel zu zögern. Dann lässt du auf der unteren Himmelslinie etwas von der Baumfarbe einfließen, ganz zart und einfühlsam, lass die Farbe hineinfliegen und male nicht zu sehr. Dann neige die Platte nach von und zurück, um die Farbe im Zaum zu halten. Die Baumfarbe darf nicht allzu sehr in den Himmel fließen. Du kannst es auf dem Foto oben sehen, wo die Bäume aufhören und der Himmel beginnt. Nachdem die Baumfarbe aufgetragen ist, verwische ich die Horizontlinie mit dem Finger und nehme teilweise mit dem Finger mit und verwische sie ganz sachte und schnell horizontal auf dem Blatt, sodass sie nur teilweise auf dem Blatt haften bleibt. Das Auge des Betrachters bastelt daraus den entfernten Schneeboden. Dieser Hintergrund wird nun in aller Ruhe trocknen.

Der Wunderbaum entsteht…

Wenn das Bild trocken ist (sobald sich das Blatt mit der aufgelegten Handfläche nicht mehr kühl anfühlt) kannst du den Baum darüber malen. Ich habe die Vorlage sehr frei interpretiert und mich dafür entschieden, keine Äste, Blätter oder Schnee in den Baum zu malen. Sondern mit dem dicken Fehhaarpinsel, der sehr viel Wasser speichern kann, einfach die Idee eines gewaltig großen Baumes gemalt. Wieder nur mit zwei Farben – Ultramarin und Siena. Spare weder mit Wasser noch mit Farbe, probiere ab und an auf einem Probepapier, ob die Farbmischung so ist, wie du sie magst.

Pinsel mit Baum
Nass in nass
geneigtes Bild
Schräg von der Seite siehst du, wie nass die Farbe aufgetragen wird.

Finale Freuden und ein verträumter Wunderbaum

Das Schwierige am Aquarellieren ist oft, den Zeitpunkt zu erkennen, wann das Bild fertig ist und keiner Zusätze mehr bedarf. Allzu schnell ist ein Aquarell zugemalt und verliert seine Duftigkeit. Man könnte in dem Baum unten natürlich noch einen Stamm und ein paar Äste malen und in den Schnee ein paar Gräser setzen, aber zu gefährlich ist die Möglichkeit, etwas zu verpatzen. Also: genug ist genug, das Bild ist fertig und darf unters Passepartout. Im nächsten Blogbeitrag werde ich ein weiteres Bild, das in dem Kurs entstanden ist, posten und mit einer Schrittanleitung versehen. Ich wünsche euch allen einen schönen, entspannten Advent.

Das fertige Aquarellbild Wunderbaum
Winterlicher Wunderbaum, 2022, Aquarell, 50 x 40 cm
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Dodo Kresse
Happy Advent!