Kann Grau ohne Schwarz existieren?
Schwierige Frage, einfache Antwort. Alles andere als langweilig sind die verschiedenen Tönungen von Grau, allen voran die des Paynesgrau. Denn wie sanft und sensitiv legt es sich in das Auge des Betrachters, zeitweise eine bläuliche, rötliche oder bräunliche Färbung annehmend. Eigentlich fühlt sich diese Farbe wie der kleine Bruder des Indigoblaus an.
Die Geburt einer neuen Farbe: Paynesgrau
Paynesgrau geht zurück auf den Engländer (1760 bis 1830) William Payne, der sich nicht länger mit einem simplen Schwarz in seinen Aquarellen begnügen wollte. Besonders die duftigen Wolken empfand er viel zu ätherisch, um sie mit einem banalen Grau zu malen. Daher mischte er aus mehreren bunten Farben den farbigen Grauton, der heute unter Paynesgrau zu kaufen ist. (Übrigens lehnte auch Kandinsky Schwarz als zu massiv ab.) Ob in der Gouachemalerei, als Buntstift oder in der Aquarell- oder Ölmalerei, das charmante Paynesgrau wird immer beliebter.
Paynesgrau Schattierungen
Das originale Paynesgrau wirkt ein bisschen kühler als Neutraltinte. Es wird gemischt aus Schwarz, Blau und Rot. Das Paynesgrau bläulich von Schminke ist eine bläuliche Variante und ganz nahe in der Anmutung dem Indigo, allerdings nicht so deckend. Rauchblau könnte es vielleicht am besten beschreiben. Manche sagen ja, für Indigo bräuchte man einen Waffenschein. Der Meinung bin ich zwar nicht, aber intensiv ist es zugegeben schon! 😉
Paynesgrau Symbolik
Die meisten Menschen verbinden mit der Farbe Grau eine eher triste Symbolik. Von Langeweile, Trauer bis zu Tod und Verderben. Unverständlich, wenn man sich mit den verschiedenen Grautönen intensiver befasst. Die Zartheit eines grauschimmernden Siamkatzen-Bauches, die sanfte Tröstung eines silbergrauen Oktoberhimmels, die tiefe Eleganz eines französischen Wandteppichs in Rauchgrau. Soviel Leben liegt im Grau, rehabilitieren wir diese Farbe und zeigen wir der Welt, wie farbig sie sein kann! 🙂
Nachsatz und Aktualisierung am 1. Juni 2020:
Heute in dem coolen Internet-Magazin Sister-Mag einen Artikel über Paynesgrau vom Autor Christian Näthler gefunden. Er schreibt: „Es entstand, als Payne Berliner Blau, Ockergelb und Karmesinrot grob miteinander vermischte. Angenehme Farbtöne an sich; zusammen jedoch lassen sie an die nasse Asche einer Zigarette denken, die in der Sonne trocknet. Paynesgrau ist die perfekte Farbe, um etwas zu zeichnen, das dort drüben ist. Stellt euch die Skyline von New York City am Horizont vor. Die Alpenkulisse hinter München. Vor Paynesgrau war es üblich, sich in der Dämmerung schimmernde, weit entfernte Objekte in einem mittleren oder verwässerten Schwarz zu zeichnen.“ Das gefällt mir, bei weit entfernten Objekten an Paynesgrau zu denken. Das kommt dem Zentrum dieser Farbe ziemlich nahe.