Versuch einer Schnauzen-Wiedergutmachung in Acryl
Kennst du dieses Gefühl, wenn du häufig an einem deiner Werke vorbeiflanierst und du dich immer wieder fragen musst, warum du das nicht besser hinbekommen hast? Es ist eine leise, aber lästige Frage. Und sie drängt sich skrupellos in dein Gehirn. Jeden Tag ein bisschen mehr. Ein bisschen columboartig, sich an der Türschwelle nochmals umwendend und hemmungslos nervtötend. Da starrt er mich also an, der Leopard. Grinst vom Canvas wie ein räudiger Schakal mit seinen schiefen Augen und verdreht seine Schnauze in absurder Weise. Solche Schnäuzchen ist man ansonsten nur von hollywoodesken Schönheits-OPs gewohnt.
Nach jahrelangem, eisernem Ignorieren packt’s mich nun doch und ich verpasse meinem Leoparden ein neues Gesicht. Stimmiger, fraglos korrekter, hübscher, dennoch bohrt sich nun eine neue, ungebetene Frage in den ansonst so sorglosen Vormittag: „War das schiefe Grinsen nicht doch von einer gewissen sympathischen Außerordentlichkeit?“ Während ich diese (vielleicht ja unbedeutende) Frage unbeantwortet lasse, möchte ich nicht verabsäumen, den Werdegang der Wiedergutmachung, so gut es geht, zu dokumentieren. Alle, die einen hämisch grinsenden Leopard mit schiefem Maul an der Wand hängen haben, dürfen sich gern ein Beispiel an mir nehmen.


Schritt 1: Mit der Wirklichkeit vergleichen
Male nicht aus der Erinnerung, nicht bei solchen Retusche-Arbeiten. Wühle dich durch Leoparden-Fotos auf Pinterest und vergleiche dein Bild mit der Realität. Dann wirst du schnell feststellen, wie sich die Perspektive einer solchen Schnauzen verhält. 😉 Und dann male einfach mit Titanweiß drüber und lass es gut trocknen, bevor du darüberpinselst.


Schritt 2: Übermalen der richtigen Stellen
Während des Übermalens kann es passieren, dass Proportionen plötzlich nicht mehr stimmen und weitere Übermalungen nachsichziehen. Sorge daher dafür, dass genügend Acrylfarbe im Haus ist. 🙂 Wie du unschwer erkennen kannst, sind gleich ein paar Sinnesorgane (Schnauze, Augen, Ohren) ein paar Zentimeter weiter nach unten bzw. nach oben gerutscht. Denn kaum war die Schnauze fertig, passten auch die Augen nicht mehr richtig. Also: mit Weiß und Ockergelb und einem Borstenpinsel drübermalen und trocknen lassen. Danach einfach von vorne beginnen. Dei Schnauze eines Leopard zu malen, verlangt Geduld, gute Musik und einen fröhlichen Drink, etwa einen Bananen-Pfirsich-Smoothie. Thank God, dass dies kein Aquarell ist. Denn dann müssten wir das gute Ding einfach kübeln. 😉



Tipps:
- Schnurrbarthaare sind hauchdünn. Malen wir sie also nicht mit fetten Pinselstrichen. 😉
- Augen liegen IMMER auf der gleichen Höhe (sogar bei Colombo!).
- Setze die Glanzlichter auf den Augäpfeln sorgfältig, sie machen das Auge dreidimensional und schenken ihm Tiefe.
- Beim Leoparden Schnauzen Malen ist der horizontale Strich vorne entlang der Scharte (unter der rotbraunen Nase) immer dunkel, die flaumigen Flächen daneben sehr hell und dunkeln nach außen ab.

Aber nun geh mal kramen und schau nach, ob du nicht auch irgendwo ein altes Bild von dir herumkugeln hast, das nach einer Schönheits-OP schreit! Happy Wiedergutmachung! Happy Painting!
Deine Dodo