Ein Tropfen, der fällt
Blue Geisha. Was ist denn nun eigentlich als „schön“ zu bezeichnen? Dafür bräuchte man enzyklopädisch viele, seidenpapierdünne Seiten und käme damit doch noch nicht zurande. Vielleicht morgendliche Muster, die sich eisblumenalt auf dem Fenster ranken oder ein Regentropfen, der auf ein Ahornblatt fällt. Oder ein Blick aus asiatisch auf Halbmast gesenkten Augen. So wie hier bei dieser blauen Geisha-Lady.
Die Geisha in Aquarell Technik mag als schön durchgehen, sexy ist sie allemal. Aber diese Eigenschaft lässt sich ja immer viel leichter aneignen als dieses allumfassende schön. Evoziert es doch auch eine innere Schönheit, etwas Besonderes, Einmaliges und erstaunlicherweise nicht immer Angenehmes. Manches ist so schön, dass es erschreckt, innerlich anrührt auf eine vielleicht auch melancholische Weise. Sei es wie es sei, gemalt wird sie jetzt, die Blue Geisha, ob sexy oder schön.
Du brauchst lediglich:
- Ein einziges Näpfchen deines Aquarellkastens wird befeuchtet: mein geliebtes Indigo! 🙂
- Einen feinen Haarpinsel (Kunsthaar für die Braven, Marderhaar für die Archaischen, letzter fasst mehr Wasser und Farbe, ist aber kostspieliger.)
- Ein Blatt Aquarellpapier feinster Güte: 300 gr. satiniert, hot pressed, oder, so wie ich heute: rau wie Clint Eastwoods Hände.
- Einen dunkelrosa und einen schwarzen, wasserfesten Pigment-Liner.
- Goldglitterfarbe (Wer’s gerne glitzern sieht; nicht schämen! 😉
- Bibo-boro-babyli – > yes, the Wattestäbchen nicht vergessen, falls ein Tropfen Indigo daneben geht!
Vorzeichnen?
Why not? Bei solchen Illustrationen scheint eine Vorzeichnung angebracht. Am besten mit einem Bleistift. Ich verwende am liebsten einen Druckbleistift der Härte 2H, wie ihn Architekten adorieren. Da erspar ich mir das Spitzen. Dann die Bleistiftlinien mit einem schwarzen Tuschestift nachziehen – nur die Outlines. Danach beginnt bereits der schönste Teil: das Einfließen der Indigo-Farbe auf die vorher vorsichtig (!) mit Wasser benetzten Stellen.


Minimal-Schatten
Wir gehen auch beim Setzen der Schatten sehr reduziert vor. Unter dem Kinn malst du einen sanften indigoblauen Schatten mit gaaaanz viel Wasser.

Geisha Augenblicke in Blue
Hier siehst du, wie ich die Pupille und Iris komplett Tiefindigoblau ausmale. Ohne Glanzlichter. Pur.

Illustrative Highlights
Diesen coolen Hintergrund habe ich nicht im Nachhinein dazugemalt, sondern im Adobe Illustrator dazumontiert. Die digitale Nachbearbeitung von Aquarellbildern ist gar nicht so schwierig, wie es zuerst aussehen mag. Auch die goldene Glitzerfarbe und die beiden Blüten als Halskrause sind digital gesetzt. Du kannst aber auch alles analog mit Aquarellfarben (ja, auch die goldenen Farbspritzer! Siehe dieser Blogpost) dazumalen, bzw. die Blüten mit einem dunkelrosa Tuschestift darüberzeichnen (aber nur, wenn alles wirklich gut durchgetrocknet ist!)

Happy painting,
Deine Dodo
