Kinderportrait: Zarte Konturen in Aquarell

Auf meinem Tisch das fertige Kinderportrait und mein Malkasten

Ein Kinderportrait entsteht

Max heißt er, der clevere Sohn meiner Freundin. Und ein Kinderportrait sollte meine Geburtstagsüberraschung für sie sein. Ufff – dieses süße Gesichtchen war eine echte Herausforderung. Ich entschied mich für das Aquarellieren und ein eher monochromes (einfarbiges) Malen. (Ein Tipp vorweg: Ein Kinderportrait gelingt immer leichter, wenn du nur eine Hauptfarbe verwendest. :-))

Hier ein paar Impressionen des Workflows, einmal mit Indigoblau und einmal mit Sepiabraun, Kadmiumgelb und Siena gebrannt:

Du siehst das Kinderportrait mit Bleistift auf meinem Schreibtisch
Mise-en-place

Mise-en-place kommt aus dem Französischen und wird hauptsächlich in der Gastronomie verwendet. Man meint damit, die Bereitstellung aller Ingredenzien vor dem Kochen. Beim Malen erweist sich das vorherige Bereitlegen aller Materialien und Werkzeuge, die man benötigen wird, als unabdingbar. Denn wenn du erst ins Bad laufen musst, wenn du ein Wattestäbchen zum Aufsaugen der Farbe brauchst, ist es wahrscheinlich zu spät, wenn du zurückkommst. Also alles gemütlich herrichten, eine fast meditative Tätigkeit. Wie fein ist das Auflegen der Farbtuben, das Öffnen des Farbkastens und Bereitlegen der Stifte und Roller und Knetgummis und Papiere. Genieße diese stille Zeit! Sie ist Balsam für die Seele.

Du siehst linkerhand das Kinderportrait mit Bleistift und rechterhand die Fotovorlage
Erste Ähnlichkeiten zum Foto enstehen

Nur etwas für mutige Mäuse!

Falls du auch Indigoblau verwenden willst, bedenke, dass diese Farbe von allen Aquarellfarben die intensivste ist und es nur sehr schwer möglich ist, sie wieder vom Papier zu entfernen, zumeist unmöglich! Aber für Tapfere einfach wunderschön!

du siehst die aquarellfarbe INDIGO
Wunderbares, waffenscheinpflichtiges Indigoblau 😉
Die ersten Lasuren mit Indigoblau
Wie ähnlich muss ein Kinderportrait sein?

Papier und Pinsel für das Kinderportrait

Das indigoblaue Kinderportrait habe ich auf 200-grammigem, satiniertem Hahnemühle-Papier gemalt. Das sienabraune auf einem 100-grammigem Ingres-Papier. Normalerweise leime ich es mit Tapetenkleister auf eine Holzplatte, wie bei Ingrid Buchthal gelernt. Das Portrait ist mit Aquarell-Nylonpinseln der Stärke 8, 6 und 10 gemalt. Achte darauf, dass die Haare keine „gleichmäßige Masse“ werden, sondern lasse als „Lichtreflex“ immer etwas „Papierfarbe“ frei.

Die Vorzeichnung habe ich teilweise mit Bleistift gemacht und danach mit gelber Aquarellfarbe skizziert. Das ergibt einen coolen Effekt, wenn diese hellgelben Linien teilweise als Outlines auf dem Papier stehenbleiben.

Zarte Pinselstriche für die Haare
Hier siehst du die „Vorzeichnung“ mit gelber Aquarellfarbe durchschimmern

Da kommt Leben ins Spiel

Mein liebster Moment bei Kinderportraits ist jener, wo ich den Lichtreflex auf die Pupille und Iris setze. Dann beginnt das Gesicht zu leuchten und die Augen bekommen Leben. Herrlich! Ich verwende dafür zumeist einen weißen Tintenroller oder weiße Deckfarbe. Du kannst aber auch diese Stelle einfach weiß lassen, das erfordert allerdings noch viel mehr Übung. Also etwas für echte Profis!

Augenweiß mit Gelroller
Augen durch Lichtreflexe zum Leben erwecken

Und nun das Kinderportrait in einem anderen Farbton

Hier siehst du das Portrait von Max mit Siena gebrannt, gelb und Sepia. Durch die Klexe und Sprühspritzer wirkt es malerischer und frischer. Die Gesichtsform ist ähnlicher als bei der Indigo-Variante. Ich mag beide 🙂

Auf meinem Tisch das fertige Kinderportrait und mein Malkasten
Haselnussbraune Variante
eine Alternative in Sepia
Da lacht unser Max!

Und du? Hast du schon mal versucht, ein Kind zu portraitieren? Es macht Spaß, probier’s mal aus! Und als Geschenk ist es ideal!

Liebe Grüße,

Dodo