Wie macht man bloss den Hintergrund im Aquarell?

Du siehst den Hintergrund für ein Aquarell mit einem Wald

Ein Hintergrund für hundert Bilder?

Der Hintergrund des Aquarell ist meist knifflig. Denn anders als beim Acryl lässt sich der Hintergrund beim Aquarell im Nachhinein nicht mehr hinzufügen. Schon allein aus diesem Grund lohnt es sich, dem Hintergrund einmal besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Ein Bild von Dodo Kresse während des Malens

Und wie wachsen diese geheimnisvoll verschlungenen Bäume im Aquarell?

Dank meines letzten Kursbesuches bei der berühmten deutschen Aquarellistin Ingrid Buchthal weiß ich nun eines: bei Hintergründen kann man wirklich genial tricksen! 😉 Sie lehrte mich, wie man die Illusion einer Waldzeile in der Ferne erzeugen kann. (Danke dir nochmals!) Es ist eigentlich nicht so schwierig, wenn man weiß, wie es geht (wie immer, stimmt’s?) 🙂

Vorbereitung Aquarell Hintergrund

Zuallererst bestreichst du dein Aquarellpapier (ich verwende hier das von Ingrid empfohlene 100gr Ingrespapier) mit dünnflüssigem Tapetenkleister und kaschierst es auf eine ebene, sehr (!) glatte Holzplatte. Ich betone das „glatte“ deshalb so, weil ich einmal auf einer etwas verzogenen Holzplatte malte und sich dies sehr ungünstig auf meine Stimmung auswirkte! 😉 Hast du nämlich Dellen in deiner Platte, kann das Wasser nicht gleichmäßig verlaufen und sammelt sich in langen Rillen auf dem Papier, was nach dem Trocknen ganz unheimlich grauenhaft aussieht und kaum zu reparieren ist. Daher: GLATT!! 🙂 So. Dann lässt du das Ganze solange trocknen wie möglich. Auf Ingrids Website findest du eine noch detailreichere Anleitung.

Vorzeichnung erwünscht!

Ja, wir dürfen und sollen sogar vorzeichnen. Ganz leicht, ganz sanft und dezent, mit einem weichen Bleistift. Die Bleistiftlinien müssen auch nicht wegradiert werden, sie dürfen sogar leise hervorblinzeln zwischen den gemalten Flächen.

Sonnenlicht Simulation – Wasser marsch!

Zuerst bestreichst du den Hintergrund des Aquarell mit Wasser, nicht übertrieben und nicht zu wenig. Und immer in eine Richtung streichen, sonst wird das Papier böse. Halte die Bleistift-Grenze zum Vordergrund frei, denn sonst würde auch dorthin deine Farbe fließen und das wollen wir TUNLICHST (welch hübsches Wort!) vermeiden. Wenn alles also schön feucht ist, dürfen die ersten Farben aufs Papier. Ich beginne hier mit einem Ocker, gemischt mit Kadmiumgelb, um etwas sanftes Sonnenlicht zu simulieren. (Das gelbe Pickerl musst du dir bitte wegdenken) Du lässt die ersten Farbtupfer einließen und drehst nun die Malplatte langsam hin und her. Wie du erkennen kannst, fließt die Farbe nur bis dorthin, wo die trockene Papierfläche beginnt. Diesen Dreh-Rhythmus musst du dir er-spielen sozusagen, dafür gibt es keine Regel, bloß Erfahrungswerte.

Du siehst den ersten Schritt, um den Hintergrund eines Aquarells zu malen

Die beste Farbwahl für den Aquarell-Hintergrund

Wir reduzieren uns auf die Farben Ultramarinblau und Siena gebrannt und staunen, was man aus diesen beiden zaubern kann! Das Ultramarinblau hat die entzückende Eigenschaft auszugranulieren, was soviel heißt, dass es während des Trocknen wunderhübsche Muster erzeugt. Diese Muster ähneln den Strukturen von Bäumen. Somit erliegen wir der Illusion von Bäumen in der Ferne, also ein perfekter Hintergrund für dein Aquarell. Mische zuerst Ultramarin und Siena gebrannt in einem kleinen Gefäß, bis du eine bräunlichbläuliche Mischung hast, für die du keinen Namen weißt. Diese lässt du dann in die nasse Fläche fließen, indem du sanft die Pinselspitze ins Feuchte hältst, die Oberfläche musst du gar nicht berühren. Ein zartes Eintropfen reicht schon. Beobachte die Farbe beim Fließen und staune über das, was sich ergibt. Denn dann wachsen sie schon, die granulierenden Flecken, die Bäume werden!

Du siehst den Taschentuchtrick!

Taschentuch-Trick 17

Damit die Flecken auch wirklich Bäume werden, tupfst du die trocknende Farbfläche immer wieder von OBEN NACH UNTEN mit einem sauberen Papiertaschentuch. Auf diese Weise entstehen die bauschigen Ränder, die Baumkronen. Lass immer wieder etwas von deiner Farbmischung einfließen und kippe die Malplatte hin und her, bis alles auftrocknet und die Flora sich wie von selbst ergibt. Das alles braucht ziemlich viel Geduld. Am besten du hörst dabei Mozart oder Bach oder Chopin, das lässt dich die nötige Ruhe und Kontemplation finden. Die Stämme erzielst du mit einem weiteren, großartigen Taschentuch-Trick. Halte die Kante eines aufgefalteten Taschentuchs in die (gerade noch) feuchte Farbfläche. So entstehen die Stämme. Das muss man einfach ausprobieren und trainieren.

Aquarell der Hintergrund im trockenen Zustand

Und so sieht er dann aus, der Hintergrund. Genial, nicht wahr? Natürlich sieht er so einsam und allein auf dem Blatt Ingrespapier noch nicht ganz so gut aus. Aber sobald der Vordergrund fertig gemalt ist, wirkt er phänomenal. Ich war und bin jedenfalls begeistert von Ingrids Technik! Und werde noch viele Bilder mit dieser Art Hintergrund malen.
Wie dieses Bild schlussendlich fertig gemalt worden ist, siehst du in meinem nächsten Blogbeitrag. Ich hoffe, du bist schon gespannt.

Bis bald also und danke fürs Lesen! Schönen Tag und: stay creative…

Deine Dodo