Porträtmalen: Warum Augäpfel niemals weiß sind!
Viele, die gerne malen und noch wenig Erfahrung darin haben, scheuen vor dem Malen eines Porträts wie ein ängstliches Fohlen. Die Frage „Werde ich das Porträtmalen schaffen?“ lässt so manchen verzagen. Dabei solltest du dich das gar nicht fragen. Sondern einfach mit dem Malen anfangen. Gewinnen werden jene, die sich durch erste gruselige Ergebnisse nicht entmutigen lassen und mutig weiter üben. Denn Talent ist bloß ein kleiner Teil des Erfolgs. Die Hartnäckigkeit macht den größeren aus, soviel ist sicher! Sich einen tollen Lehrer zu suchen, bringt einen am weitesten! Ich habe auf Domestika.org eine erstklassige Dozentin gefunden. In ihrem Online-Malkurs „Aquarellportrait nach fotografischem Vorbild“ führt Sol Barrios, Aquarellistin und Wandmalerin, dich Schritt für Schritt zum fertigen Porträt. Ich zeige dir hier mein Ergebnis:
Schritt für Schritt
Natürlich ist die beste Basis für erfolgreiches Porträtmalen das Beherrschen des Bleistifts! Da aber nicht jeder gefühlte fünf Jahre warten will, bis er das Zeichnen erlernt hat, ist es durchaus nicht verpönt, ein Foto als Vorlage zu nehmen. Du kannst es mit einem Leuchtpad auf das Aquarellpapier durchpausen. So habe ich es hier auch gemacht. Verwende einen sehr harten Bleistift, damit die Linie hauchdünn wird und das Aquarell nicht stört.
Porträtmalen ist ein schichtenweises Vergnügen
Die erste Lasur ist eine sehr, sehr zarte Schicht aus einer hautfarbenen Aquarellfarbe. Gemischt wird diese aus Siena gebrannt, einem Hauch Englischrot und einem noch zarteren Hauch Ocker. Sogar ein wenig Krapplackrosa und Paynesgrau sind dabei. Experimentiere! Antwort auf eine ungefragte Frage: Ja, Siena gebrannt kommt wahrscheinlich ÜBERALL vor! 😉 Lass die erste Schicht gut trocknen, bevor du die nächste Lasur darüberlegst. Auf dem oberen Bild siehst du bereits die zweite Lasur mit dem Hautton Nr. 2. Der besteht aus dem ersten, nur etwas abgedunkelt mit Sepiabraun. Die erste Überlegung muss sein: woher kommt das Licht? Daraus ergeben sich Licht und Schatten. Überall, wo du Schatten siehst, legst du eine zarte Lasur. Male, was du siehst; nicht das, was du glaubst, wie es gehört. 🙂 Das gilt nicht nur für das Porträtmalen, sondern generell für Malerei.
Trocknungszeiten nutzen
Während die ersten Lasurschichten trocknen (und das sollten sie solange als möglich) kannst du schon mit dem Malen der Augen beginnen. Ein zartes, wässriges Ultramarinblau für die Iris ist der Anfang. Dann die Augenbrauen mit Sepiabraun andeuten. Nachdem die Iris trocken ist, kannst du sie mit einem weichen Bleistift zu umranden und die Wimpern als Linie einzuzeichnen. Mit einem Wischer kannst du den Graphit vom Wimpernrand in den Augapfel herunterwischen, etwa bis zur Hälfte. Das wird den Schatten der Wimpern darstellen. Du brauchst nicht Wimper für Wimper einzeln darstellen. Die Kombination von Bleistift und Aquarell ist eine sehr delikate Übung! Wenn alles trocken ist, setzt du mit einem sehr dünnen Pinsel, etwa Nr. 2, die Reflexpunkte in Weiß auf die Pupillen. Denn erst dann erwacht dein Porträt zum Leben.
Vorsicht vor allzu roten Lippen
Bei den Lippen achte darauf, dass du hier ebenfalls in Schichten malst. Die hellsten Stellen sind jene, auf die das Licht fällt. Taste dich schrittweise ans Ziel heran und versuche nicht allzu schnell zum richtigen Ergebnis zu kommen. Das Nasenloch habe ich mit Bleistift und sanftes Schummern erzeugt. Trau dich, die Schatten um die Augen extrem zu malen. Wichtiger Tipp beim Porträtmalen: Lass die Augäpfel niemals ganz weiß, sie sind gräulich-bläulich mit rötlichen Winkeln.
Hier unten siehst du im folgenden die Aquarellpinsel mit den Nummern 6 und 12, die für das Porträtmalen ideal wären und das A4 – Aquarellpapier von Hahnemühle mit 200 gr., sodass du es mit dem Leuchtpad gut verwenden kannst. Die Links führen dich zum Kreativportal idee.de.
Und wie sieht dein Porträt aus? Wann fängst du mit dem Porträtmalen an? Es wird dir neue Welten eröffnen. Sieh dir den Onlinekurs von Sol an, er ist wirklich einmalig gut! 🙂
Stay creative!
Deine Dodo