Ein Löwe im Weihnachts-Schaf – Pelz?
Zugegeben, mein Weihnachts-Schaf hat einen Hauch Löwe im Antlitz. Ich hätte das korrigieren können. Aber der Ausdruck erinnert mich an ein Kinderbuch, das mir damals mit fünf ans Herz gewachsen ist. Es hieß Der glückliche Löwe und ebendieser hatte genau dasselbe unbeirrt glückselige Lächeln im Gesicht. Als gäbe es nichts Böses auf der Welt für ein Löwentier, keine machtgierigen Dompteure, keine Safaris, keine Schießgewehre, Tierversuche und vor allem keine Jäger.
Baden in Erinnerungen
Die Story würde ich rückblickend vielleicht als etwas dünn bezeichnen: Löwe bricht aus, erschreckt Leute in der City und wird vom Wärters-Söhnchen wieder in den Zoo zurückgebracht. Also eigentlich nichts Weltbewegendes, aber die Bilder (vom Illustrator und Maler Roger Duvoisin) waren so anrührend einfach, dass Der glückliche Löwe lange Zeit über zu so etwas wie mein Freund Harvey wurde. Unsichtbar begleitete er mich kleines Mädchen auf meine geheimen Ausflüge in den Park, die Wälder und den Wiener Prater. Manchmal legte er seine flauschigen Tatzen um meine Schulter und raunte mir seltsame Geschichten ins Ohr. Seufz. Was für schöne Erinnerungen. Aus diesem Grund darf mein Weihnachts-Schaf das Löwische im Antlitz behalten. Und wird es gerade dadurch nicht zu einem wahrhaft einzigartigen Weihnachts-Schaf?
Eine unkitschige Weihnachtskarte, sanft koloriert mit Aquarellfarben
Nun aber zum Eigentlichen. Die Weihnachtskarte mit dem Weihnachts-Schaf ist rasch gemalt. Es empfiehlt sich eine Bleistift-Vorzeichnung mit einem Blei der Härte HB. Hier siehst du die Schritt-Anleitung in ein paar Step by Step Fotos. Ich verwende hier die Postkarten von Hahnmühle. Sie sind hinten mit einer Postkarten-Adresszeile bedruckt und aus praktischen Aquarellpapier mit abgerundeten Ecken. Das Papier ist zwar nicht sehr dick, aber doch dick genug, um ein bisschen Wasser und Aquarellfarbe „auszuhalten“. Es ist ideal für Illustrationen wie Weihnachtskarten oder sonstige Glückwunschkarten. Probiere es mal aus. 😉
Schritt 1:
Schritt 2:
Jetzt gehts auch schon los mit den ersten Farblasuren. Mit Van-Dyck-Braun in wässriger Verdünnung malst du das kräuselige Schaffell. Anfangs in eher parallelen Streifen, danach mehr und mehr Kringel.
Schritt 3:
Du kannst natürlich das Weihnachts-Schaf auch mit einer anderen Farbe malen, etwa in Indigo oder Paynesgrau. Bleibe aber in einer Farbfamilie, dann machst du dir selbst das Leben leichter.
Schritt 4:
Lass die ersten hellbraunen Fellstreifen gut trocknen, bevor du mit dunklem, gesättigtem Van-Dyck-Braun darübergehst und neuerliche Lockenkringel hineinmalst. Ich rate dir in der Zwischenzeit zu einer schönen heißen Schokolade und einem langen, sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster, ganz hoch hinaus zum Winterhimmel.
Schritt 5:
Das Schaf-Haxerl wird ebenfalls in ganz dunklem Van-Dyck-Braun gemalt.
Schritt 6:
Hier siehst du, wie ich das runde Ohr des Weihnachts-Schafs male.
Schritt 7:
Das Wichtigste, so will ich meinen, ist der lächelnde Mund des Schafs. Erst dann traut man ihm so richtig weihnachtliche Gedanken zu. Ist es nicht so? Ich zeichne die Schnauze mit einem wasserfesten Tusche-Liner. Allerdings ziehe ich die Linien dann noch mit dem feinen Marderpinsel nach.
Schritt 8:
Deckweiß sorgt für einen klaren Blick. Erst gut antrocknen lassen, bevor du die schwarze Pupille hineinzeichnest. Geduld zahlt sich aus. Nicht nur beim Aquarellieren. 🙂
Schritt 9:
Für den Rahmen rundum ziehe ich mit einem sehr feinen Haarpinsel und meiner goldenen Aquarellfarbe mit der Hand eine zarte Linie. Lass dich nicht dazu verführen, ein Lineal zu verwenden. Du wirst es auch so schaffen. Setze immer wieder ab, während du die Linie ziehst. Dann wird die Einrahmung lässiger und vor allem malerischer aussehen. Die Metallic-Aquarellfarben kann ich euch für die Weihnachtszeit nur wärmstens ans Herz legen. Sie sieht auch super auf einem schwarzen Aquarellkarton aus.
Schritt 4
Hier siehst du, wie ich die Lettern Määähry Christmas mit Bleistift vorgezeichnet habe. Nichts ist lästiger, als eine Glückwunschkarte mit einem nicht harmonisch gesetzten Glückwunsch. Also lieber vorschreiben als ärgern. Außerdem ist man manchmal so konzentriert beim Schönschreiben, dass es passieren kann, einen Buchstaben auszulassen. Das wäre jetzt auch nicht wirklich gut! 🙂
Schritt 11:
Mit einer Spitz-Feder und einer dunkelbraunen Kalligraphie-Tinte die Buchstaben lettern. Lass dir Zeit und hetz‘ dich nicht. (Auch sonst nicht… 😉
Und schon ist das glückliche Weihnachts-Schaf bereit, den Alltag deiner Freunde und deiner Familie zu erheitern. Am Schluss kannst du noch dem Schaffell mit ein paar Locken in goldener Metallic-Aquarellfarbe den letzten Weihnachts-Schliff geben. Perfekt!
Viel Freude beim Weihnachtskarten basteln und malen!
Deine Dodo