Wie du eine Biene mit Aquarellfarben zum Leben erweckst…
Mein Nachbar heißt Heinz und hat Bienen, oder besser: die Bienen haben ihn. Unlängst hing er lässig über dem Gartenzaun und bewunderte meine Aquarell-Hasen. By the way, ob mir ein Logo für seine Honigbienen einfiele? Eventuell in Aquarell? Klar, sag ich und vertiefe mich sogleich in die Welt der Honigbiene.
Meine Biene MUSS lächeln
Eine Aquarell Biene ist, sobald man sie ganz „à la nature“ malen möchte, eine nicht lupenrein freundlicher Anblick. Das ist bedauerlich, weil ich unbedingt eine zutiefst fröhliche Biene zeichnen wollte. Ihr langer „Rüssel“ aber verzieht sich kaum zu einem Lächeln, wobei der Rüssel eigentlich keiner ist. Vielmehr heißt er Zunge und befähigt das Tierchen, zusammen mit den Fühlern, zu riechen. Da die Biene die meiste Zeit über im Dunkeln herumsummt, ist das ihre wichtigste Kommunikationsfähigkeit.
Es lebe die Freiheit – die der Bienen und meine
Wie soll sie also freundlich gucken können? Wenn man sie mal ordentlich ranzoomt, erinnert sie eher an Darth Vader kurz vorm Zupacken! Hilfe! Da man sich als Illustratorin zahlreicher künstlerischer Freiheiten erfreuen darf, verpasste ich meiner Sommerberg-Biene kurzerhand einen real nicht vorhandenen Mund, der sich zu einem breiten Grinsen übers Gesicht zieht. Wie friedlich sie auf einmal guckt!
Schritt-Anleitung: Aquarell Biene
Vielleicht hast du ja Lust, diese Biene nachzumalen? Anhand folgender Schritt-Anleitung gelingt es ganz sicher!
Du brauchst dazu:
- Aquarellpapier (frei nach Zarah Leander: „Wenn es was sein soll, kostet es auch was!“) Ich verwende hier 300gr. hotpressed von Hahnemühle (schön schwer, schön glatt!)
- Aquarellfarben – ich verwende hier Schmincke Horadam, auch nicht billig, aber eine Freude in der Anwendung. Sorten: Indigoblau (extrem haftend, nicht jedermanns Sache!), Ultramarinblau, Kadmiumgelb, Orange, Paynesgrau, Neutraltinte.
- Aquarellpinsel – es muss kein Marder sein, gut gepflegte Nylonpinsel tun es auch, allerdings sollten sie von wirklich guter Qualität sein, keine Baumarkt-Findlinge um 1,90. 🙂
- Wattestäbchen – falls man schnell was wegtupfen muss
- Malfetzerl – falls man NOCH MEHR wegtupfen muss 😉
- Maskierflüssigkeit – ich verwende hier ebenfalls die Farblose von Schmincke
- Bleistift, Radiergummi
- Gute Laune, Geduld und Resilienz, falls doch was schiefläuft! 😉
Schritt für Schritt zur Sommerberg-Biene
- Vorzeichnen
Wie immer empfiehlt es sich, das haarige Tierchen ganz zart mit einem mittelharten Bleistift vorzuzeichnen. Druck dir ein scharfes Foto aus und betrachte es genau. Zeichne, was du siehst, nicht, was du glaubst zu sehen! 😉 Ich beginne am liebsten mit den Augen, weil sie den Tieren Charakter geben. Beim Thema Biene ist das allerdings nur beschränkt so, denn die Facetten-Augen haben eigentlich keinen deutbaren Ausdruck.
Augen und Körper habe ich mit Indigoblau, einer meiner Lieblingsfarben, gemalt. Auch das ist allerdings eher eine Interpretation! Rund um das Auge sicherheitshalber etwas Maskierflüssigkeit mit einem superfeinen Haarpinsel auftragen, damit diese Linie auch bei eventuellen Indigo-Farbspritzern weiß bleibt. Dann das Facetten-Auge mit einem helleren Lichtreflexions-Fleck malen. - Kaputte Pinsel nicht entsorgen
Dieser Pinsel ist durch unfreundliche Behandlung meinerseits zu einem Ungeheuer mutiert und wollte partout keine Spitze mehr bilden. Um kleine Bienen-Härchen zu malen, ist er aber gerade dadurch umso praktischer! Entsorge daher auch nichtsnutzige Pinsel nicht allzu vorschnell, für viele Techniken eignen sich diese widerborstigen „Quasteln“ noch. 😉
- Da stellen sich einem ja die Nackenhaare auf
Hier siehst du dann den „Nichtsnutz-Pinsel“ bei der Arbeit! 🙂 Verwende sehr wenig Wasser, der Pinsel soll „fast trocken“ aus der feuchten Farbfläche „herausfegen“ wie ein kleiner Besen. Je unregelmäßiger, desto besser.
- Flügelschlag der Aquarell Biene
Die Flügel der Biene mit einer Mischung aus Ocker, Kadmiumgelb, Chinacridonviolett und Ultramarinblau sanft aquarellieren. Dazu immer ein kleines Segment mit etwas Wasser benetzen und dann die Farbe einfließen lassen.
- Verschiedene Blau-Schattierungen modellieren den Körper
Hier siehst du, wie ich den Körper der Biene mit Blautönen male. Immer das Papier zuerst ein bisschen anfeuchten und dann die Farbe fließen lassen. Taste dich langsam an die bauchige Form heran. Aber bedenke stets, dass sich Indigoblau kaum mehr vom Blatt entfernen lässt. Wie sagt die Aquarellistin Ingrid Buchthal so schön: „Indigo könnte waffenscheinpflichtig sein!“
- Streifen-Spaß in Kadmiumorange
Ich habe zuerst die gelben Streifen gemalt, da beim Aquarell immer zuerst die helle und danach die dunkle Farbe aufgetragen wird. Denn Gelb kann Blau niemals überdecken. Die einzelnen Streifenflächen befeuchten, dann helles Zitronengelb und an der Spitze Kadmiumorange einfließen lassen.
- Indigoblau für die Aquarell Biene
Nach den gelben Streifen malst du den restlichen Körper der Biene mit Indigoblau.
- Perfekte Geste
Um der Sommerberg-Biene eine noch „menschlichere“ Anmutung zu verleihen, habe ich ihr eine blaue Hand wachsen lassen, die mit der Geste „Okay“ uns alle wissen lässt, dass der Honig in dieser Saison einfach erstklassig geworden ist! 🙂
- Schicke Schuhe für flotte Bienen
Bienen haben ja eigentlich keine Pfoten 😉 Dennoch wollte ich unserer Sommerberg-Biene schicke Schuhe anziehen, damit sie etwas niedlicher wirkt.
Entwurfs-Phase
Dann begann die Entwurfs-Phase der Etiketten für die Honig-Gläser. Das mit Aquarellfarben gemalten Bild der Biene wurde am Computer eingescannt und mit Adobe Illustrator nachbearbeitet.
Bee happy!
Die Entwurfs-Phase ist beendet, der Imker ist’s zufrieden. Jetzt folgen Feinabstimmungen, Text-Korrekturen, Farbabstimmungen je nach Honig-Sorte, Rechtsfragen bezüglich der Namensgebung (es darf keine Sommerberg-Biene geben, seufz!) und ähnliche Korrekturen.
Danke, Heinz, für das erfreuliche Aquarell-Projekt!
Und dir, liebe Leserin, lieber Leser, viel Spaß beim Nachmalen!
Deine Dodo