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Indigoblau: Die Farbe zwischen Hund und Wolf

du siehst die Farbe Indigoblau, aufgetragen mit einem Aquarellpinsel

Indigo: Eine zarte Versuchung

Indigoblau, vielleicht die poetischste aller Farben

Indigoblau – So zart, so changierend in den Schattenländern Schwarz und Blau. Sie ist weder dort noch da zu Hause und gerade deshalb so faszinierend. Sie bekommt den Fuß einfach nicht auf den Boden. Immer schwebend, fließend. Niemals konkret. Sie zieht dich weit fort, lockt, verführt, verspricht und lässt das Ende offen.

Sanfte Verästelungen durch verlaufendes Indigoblau

FARBKUNDE – ein Blick in die Geschichte des Indigoblau

Woher kommt Indigo eigentlich?

Indigostrauch

Von weit her! Der Indigostrauch wächst in Indien, Afrika und Amerika bis zu zwei Meter hoch. Nur die obersten, frischesten Blättchen beinhalten das begehrte, farbenprächtige Indigotin. Allerdings sind die Blüten des Indigostrauchs intensiv rosa und nicht blau.

Falsche Steine und blaue Wunder

In solchen Indigo-Ziegeln wurde der Farbstoff Indigo früher verschifft

Indigo hat eine lange Tradition. Seit dem Neolithiukum färben Menschen damit ihre Kleidung. Sogar Mumien wurden gefunden, die in indigogefärbtes Leinen gewickelt waren. Aber woher stammt der Name Indigo überhaupt? Es waren die Römer, die der Farbe ihren Namen gaben, weil sie diese aus Indien bezogen. Da es damals aber weder Super-Lexika noch ein cleveres Internet gab, dachten sie, es würde sich um einen zerriebenen Stein handeln. Sie tauften es lapis indicus (Stein aus Indien). Die getrockneten Blätter des Indigostrauchs kamen, zusammengepresst in grobe Blöcke, bis nach Rom. Vielleicht verglichen sie es mit dem blauen Lapislazuli und sortierten es aus diesem Grund falsch ein. Im Gegensatz zu heute, galten Farben lange Zeit als absolutes Luxusgut. Man konnte eben nicht wie heute, einfach im Künstlerladen tolle Pigmente für ein paar Dublönchen kaufen.

Färber-Wahn

Der Handel mit Indigoblau hat eine aufregende Vergangenheit. Früher verdienten die Färber eine Menge Geld mit diesem Job. In Europa färbte man blaue Dinge lange Zeit mit Waid (auch eine Pflanze). Allerdings erzielte diese Methode eher blasse Blautöne, die bald verschwanden und man  musste daher den Stoff beizen. Das konnte man sich mit Indigo sparen. Die Farbpigmente drangen während stundenlangem Weichen in einem großen Kessel in die Fasern der Baumwolle oder Seide ein. Somit wurde Indigo auch in Europa schnell zum begehrten Gut. Allerdings schrie der gesamte Wirtschaftszweig rund um das Waidfärben hochentsetzt auf. Verständlich. So wurde es im 17. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland durch königliche Erlässe sogar strengstens verboten, mit Indigo zu färben. Man wollte das Färben mit Pastel (Waid) so gut es geht, schützen. Viele Bauern, Arbeiter und Handwerker lebten ja davon, etwa in Toulouse oder in Erfurt und Nürnberg. Man belegte Indigo also mit gräuslichen Flüchen und es galt fortan als giftig und hochgefährlich.

Indigos Siegeszug

Doch es kam, wie es kommen musste: Indigoblau war einfach die bessere Option und so wurde es Jahrzehnte später, nach unzähligen Querelen, im 18. Jahrhundert endlich erlaubt. Das zuvor verteufelte Indigo wurde reingewaschen und erfreut sich seither mit seinen satten, tiefen Blautönen eines tadelloses Rufes. Mittlerweile kommt das Indigo natürlich auch kaum mehr aus Indien, sondern wird chemisch hergestellt. Der deutsche Chemiker Adolf von Bayer fand als erster einen Weg, es künstlich zu fabrizieren. Er durfte dann auch mit einem Nobelpreis nach Hause gehen. BASF hat sich dann darauf spezialisiert und stellt bis heute davon zigtausend Tonnen davon her. Wofür es am meisten verwendet wird? Für Jeans natürlich – und ein bisschen davon darf in kleine Näpfchen gefüllt werden und als köstliche Aquarellfarbe verkauft werden. Für noch tiefere Insights betreffend die Geschichte von Indigoblau empfehle ich einen Klick hier bei Wikipädia. Oder noch tiefere Einblicke gewährt die Lektüre des Büchleins Blau von Michel Pastroureau, erschienen im Wagenbach Verlag. Ich habe es letztes Jahr in Venedig im Museums-Shop des Guggenheim Museums erstanden und kann es nur empfehlen. Es gibt nichts Vergleichbares für historisch Interessierte.

Indigoblau als Aquarellfarbe

In keinem Aquarellkasten sollte Indigo fehlen, wie ich meine. (Auch wenn es nicht meine Lieblingsfarbe wäre!) Eher dürfte Schwarz fehlen, da man es ja aus allem Möglichen mischen könnte und ein „buntes“ Schwarz immer besser rüberkommt. Besonders poetische Qualitäten entwickelt das Indigoblau, wenn es für monochrome Bilder, also Arbeiten, die in nur einer einzigen Farbe gemalt werden, verwendet wird.

Und wie steht es mit dir? Magst du Indigo? Hast du schon damit gemalt? Oder findest du es, wie manche sagen, ein bisschen depressiv? Schreib deine Antworten in die Kommentare bitte!

Schönen Wochenstart!

Deine Dodo

Fotocredit Indigostrauch: Creative Common Kurt Stüber.
Fotocredit Indigo-Ziegel: Creative Common Evan Izer.

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